Auszug aus FAQ des Internetforums Pro-Fliessestrich
* Was ist der Unterschied zwischen Zementestrich und Calciumsulfat-Fließestrich?
In erster Linie das Bindemittel und die Art des Einbaues. Wie bereits im Namen enthalten ist Zement ausschließlich das Bindemittel bei Zementestrich und Calciumsulfat, in der Umgangssprache Gips, beim Calciumsulfatestrich. Zementestrich wird i.d.R. auf der Baustelle angemischt, erdfeucht eingebaut und muss händisch mit der Schaufel verteilt, mit der Latte abgezogen und die Oberfläche muss mit einem Werkzeug geglättet werden. Calciumsulfat-Fließestrich wird i.d.R. fertig entweder als Trockenmörtel oder im Fahrmischer angeliefert, mit einer am Liefergerät angebrachten Pumpe in flüssiger Form in die Baustelle gepumpt, verläuft weitgehend von selbst und die Oberfläche wird nur noch mit "Schwabbelstangen" egalisiert. Fließestrichoberflächen sind sehr eben und hervorragend zur Aufnahme von großformatigen Plattenbelägen geeignet. Die Vorbereitung des Bodens ist bei Fließestrich aufwendiger, da die Flächen für ein "flüssiges" Produkt genauer und besser vorbereitet werden müssen. Hieraus resultiert aber dann auch ein besserer Schallschutz, da die Fläche wie eine "Wanne" vorbereitet werden muss und alle Öffnungen entweder mit Isolierung oder Wanddämmstreifen verschlossen werden, wodurch die Estrichplatte keine Verbindung zu Gebäudeteilen wie z.B. Wänden hat. Ein weiterer Unterschied ist die Einbaudicke, diese kann i.d.R. gegenüber Zementestrich geringer ausfallen, hierdurch kann bei gleicher Komplettbodenaufbauhöhe eine dickere Wärmedämmung oder Trittschalldämmung verwendet werden. Auch ist in Verbindung mit einer Fußbodenheizung durch die dünnere Estrichplatte eine spürbar schnellere Ansprechzeit der Heizung zu erwarten. Fließestrich hat i.d.R. deutlich höhere Biegezugfestigkeiten und die Bruchlast ist ebenfalls höher. Dieses verleiht der Fläche eine hohe Stabilität.
Ein "Aufschüsseln" findet bei Calciumsulfat-Fließestrich so gut wie nicht statt, hierdurch bleiben nach dem Verlegen von Belägen die Randfugen geschlossen und es entstehen keine "Schmutzfugen"
*Welche Vorteile hat die Schichtdickenreduzierung bei Fließestrich?
Durch die Schichtdickenreduzierung bei Fließestrichen werden in erster Linie die Aufheizzeiten bei einer Fußbodenheizung deutlich verkürzt. Damit reagiert das Fußbodenheizungssystem flexibler. Auch die Abkühlung bei Abschaltung der Heizung wird schneller umgesetzt. Fließestriche auf Fußbodenheizungen sind dadurch energie-effizienter. Ein weiterer Vorteil der Schichtdickenreduzierung ist die Möglichkeit diese verfügbare "Mehrhöhe" in weitere bzw. dickere Wärmedämm- und Trittschalldämmschichten zu investieren.
*Wie dick muss ein Fließestrich mindestens eingebaut werden?
Die Estrichdicke ist abhängig von der Estrichbauart, dem jeweiligen Verwendungszweck (der zu erwartenden Belastung) und von der Festigkeit des Estrichs. Die Estrichnenndicke sollte dabei immer auf das statisch notwendige Maß beschränkt sein, um die Trocknungszeit so gering wie möglich zu halten. Fließestriche haben bei gleicher Festigkeitsklasse in der Regel höhere Biegezugfestigkeiten als erdfeucht eingebrachte Estriche und können somit in geringeren Schichtdicken eingebracht werden. Auch materiell bedingt gibt es Unterschiede, so kann ein Calciumsulfat-Fließestrich in der Regel mit einer mindestens 10 mm geringeren Schichtstärke eingebracht werden als ein Zementestrich.
* Warum ist Fließestrich ideal für Fußbodenheizung?
Durch die fließfähige Konsistenz werden die Heizrohre optimal umschlossen, dadurch doppelt so schelle Erwärmung wie ein Heizestrich mit konventionellem Zementestrich
Zeitgewinn in der Bauphase durch sehr frühe Inbetriebnahme der Fußbodenheizung(4 Tage nach Estricheinbau), bei Zementestrich frühestens nach 21 nach Einbau
* Warum ist Fließestrich besonders gut geeignet in Kombination mit Niedertemperaturheizungsystemen wie Erdwärme und Geothermie?
Fließestriche besitzen einen sehr geringen Wärmedurchlasswiderstand im Vergleich zu anderen Estricharten. Das heißt, die Wärme gelangt vom Fußbodenheizungsrohr schnell an die Estrichoberfläche. Hierdurch kommt ein Heizestrich aus Fließestrich mit niedrigeren Vorlauftemperaturen aus als andere Estriche und ist regelfreundlicher. Der Grund hierfür liegt in der guten Wärmeleitfähigkeit von Fließestrichen, der hundertprozentigen Rohrummantelung (guter Wärmeübergang Rohr zu Estrich) und der reduzierten Estrichdicke von 35 bis 40 mm über Rohr gegenüber konventionellen Estrichen von über 45 mm.
* Muss ich bei Fußbodenheizungen mit Fließestrich Besonderheiten beachten?
Bei der Verlegung von Fließestrichen muss darauf geachtet werden, dass die Rohre mit Wasser gefüllt und am Untergrund (Dämmschicht) ausreichend befestigt sind, damit sie beim Vergießen des Estrichs nicht aufschwimmen. Fließestriche können bereits 4 Tage nach der Verlegung aufgeheizt werden. Dies sollte man auch tun, damit der Estrich schnell trocknen kann. Hierzu ist auch für ausreichende Lüftung zu sorgen (Fenster auf!). Mit dem Lüften kann sogar schon nach dem zweiten Tag begonnen werden.
* Kann ich Fließestrich auch zur Kühlung ("Klimaboden") verwenden?
Ja, das ist möglich. Aufgrund der hohen Wärmeleitfähigkeit sind Fließestriche sowohl zum Heizen (Heizestrich) als auch zum Kühlen sehr gut geeignet. Grundsätzlich ist bei allen Estrichen, die zur Kühlung eingesetzt werden, darauf zu achten, dass kein Kondeswasser am Fußboden entstehen kann. Hierzu wird die Kühlung mit Hilfe von kontinuierlicher Prüfung der Bodentemperaturen und der Luftfeuchte gesteuert.
* Kann man Fließestrich auch mit Elektro-Fußbodenheizungen kombinieren?
Fließestriche können auch auf Elektrofußbodenheizung verlegt werden. Dabei sind alle Randbedingungen zu erfüllen, die auch für Fließestriche auf Warmwasserfußbodenheizung gelten.
Darüber hinaus darf der Estrich nicht über 55°C erwärmt werden, da er sonst Schaden nehmen kann.
* Bin ich bei Fließestrich in der Wahl der Bodenbeläge wirklich frei?
Ja, auf Fließestrichen können alle üblichen Bodenbeläge wie Fliesen und Naturstein, Teppich, PVC, Linoleum, Parkett oder Laminat eingesetzt werden.
* Welche Vorteile bringt die fugenlose Verlegung gerade bei diagonal verlegten großformatigen Fliesen oder länglichen Natursteinbelägen?
Die fugenlose Verlegung spart Zeit und Geld für die Bauherren, da keine belagsabhängigen Fugen geplant, angelegt und gewartet werden müssen. Zudem sieht ein fugenfreier Boden auch deutlich schöner aus.
* Warum kann Fließestrich nahezu fugenlos verlegt werden?
Fugen sollen verhindern, dass trocknungsbedingte Verformungen von Estrichen wie Schwinden, Quellen oder "Schüsseln" in den Bodenbelag übertragen werden und dort Schäden verursachen. Da Fließestrich praktisch verformungsfrei austrocknet, sind auch keine entsprechenden Fugen erforderlich.
* Kann ich Fließestrich in Badezimmern und in der Küche oder im Keller bedenkenlos einbauen?
Fließestriche sind auch für Räume mit üblicher Luftfeuchte wie häusliche Küchen und Bäder geeignet. Auch in Kellerräumen können grundsätzlich Fließestriche verlegt werden. Wird der Boden mit Wasser beaufschlagt, so ist der Fließestrich genauso wie der Zementestrich durch eine geeignete Abdichtung vor Feuchtigkeit zu schützen. Dies ist schon deshalb notwendig, um insbesondere im Randbereich die Dämmung vor dem Durchnässen zu schützen und einen technisch einwandfreien Estrich zu erhalten.
* Kann Fließestrich bei der Gebäudesanierung und Renovierung (Altbau, Holzbalkendecken, etc.) eingesetzt werden?
Fließestriche können auch bei Sanierung- und Renovierungsmaßnahmen eingesetzt werden. Durch die Möglichkeit die Estricheinbaudicke mit Fließestrich zu reduzieren, können häufige Probleme mit der zu geringen Aufbauhöhe kompensiert werden.
* Kann Fließestrich auch in gewerblich genutzen, höher beanspruchten Bereichen (Lagerhallen, etc). verwendet werden?
Fließestriche sind neben der Anwendung im Wohnungsbau auch für höher belastbare Bereiche z.B. im Gewerbebau geeignet. Wichtig ist aber eine individuelle objektbezogene Planung. In Abhängigkeit der Verkehrslasten (DIN 1055 Teil 3) kann die jeweilige Konstruktionen (Verbundestrich, Estrich auf Trennschicht oder auch schwimmender Estrich) gewählt werden. Das BEB-Hinweisblatt "Höher belastbare Calciumsulfatestriche im Gewerbebau" (Stand: Januar 2007) gibt zu dieser Thematik weitere Informationen. Dieses Hinweisblatt beschreibt folgende Einsatzbereiche: Ladengeschäfte, Warenhäuser, Supermärkte, Möbelhäuser, Lagerhallen mit leichter Beanspruchung, Lagerhallen mit schwerer Beanspruchung (nur im Verbund).